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Kommunale Wärmeplanung in Metzingen: Gemeinderat gibt Startschuss für öffentliche Beteiligung


Am Donnerstag, 20. Juli 2023 hat sich der Gemeinderat mit dem Entwurfsbericht zur kommunalen Wärmeplanung befasst. Nun sind alle Akteure, Unternehmen und Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, sich online bis zum 31. August 2023 zu beteiligen und Anregungen mitzuteilen. Ende 2023 soll der Beschluss zum kommunalen Wärmeplan durch den Gemeinderat erfolgen. Anschließend folgt die Umsetzungsphase der festgelegten Maßnahmen durch konkrete Projekte. Die kommunale Wärmeplanung soll ein dynamisches Planwerk sein und weiterhin kontinuierlich, spätestens alle sieben Jahre, an die Gesetzgebung und Rahmenbedingungen angepasst werden.

„Neben dem kontinuierlichen Ausbau erneuerbarer Energien wie zum Beispiel dem Ausbau von Photovoltaik spielt die Wärmeversorgung eine entscheidende Rolle für das Gelingen der Energiewende“, sagt Oberbürgermeisterin Carmen Haberstroh und ergänzt: „Die Stadtwerke Metzingen setzen bereits seit einigen Jahren auf den Ausbau der Wärmenetze in Metzingen, so zum Beispiel im neuen Gewerbegebiet Braike-Wangen“.

Der im Gemeinderat am 20. Juli 2023 vorgestellte Bericht zur kommunalen Wärmeplanung kann wie die Teilgebietssteckbriefe über die Webseite der Stadtwerke Metzingen sowie über den städtischen Online-Auftritt eingesehen werden.

Weitere Informationen und den Link zur Umfrage finden Sie hier.

Mit dem Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz Baden-Württemberg (KlimaG BW) sind große Kreisstädte verpflichtet, bis zum 31. Dezember 2023 einen kommunalen Wärmeplan aufzustellen. Die kommunale Wärmeplanung soll unter anderem aufzeigen, wie der Umbau der bestehenden Wärmeversorgung hin zu einer klima-neutralen Wärmeversorgung bis 2040 erfolgen kann. Sie dient als strategische Grundlage sowie als Planungsinstrument für die Stadt, Unternehmen sowie für Bürgerinnen und Bürger.

In der Gemeinderatssitzung am 20. Juli 2023 wurden nun der Öffentlichkeit die ersten Ergebnisse zu dem im Oktober 2021 gestarteten Projekt vorgestellt. In der aufwändigen Erarbeitung und Erstellung des kommunalen Wärmeplans wurde die Stadt durch einen externen Dienstleister unterstützt.

Bestands- und Potenzialanalyse abgeschlossen

Die kommunale Wärmeplanung beinhaltet vier Bestandteile: Bestands- sowie Potenzialanalyse, ein Zielszenario und die Wärmewendestrategie.

Im Rahmen der Bestandsanalyse wurde eine umfassende Datenerhebung zu Wärme- und Stromverbräuchen, zum bestehenden Gasnetz, zu den Wärmenetzen und der Gebäude- und Beheizungsstruktur in Metzingen durchgeführt. Die Ermittlung der Abwärmepotenziale wurde zusätzlich in einer Unternehmensumfrage erhoben. Das Ergebnis der Bestandsanalyse zeigt, dass der Anteil an fossilen Einzelheizungen im Jahr 2019 bei ca. 85 % lag, wovon 56 % mit Erdgas und 29 % mit Öl betrieben werden. Bei 8 % wird Strom und bei 4 % wird Holz zur Beheizung genutzt. Wärmenetzanschlüsse machten dabei nur 3 % der Heizungssysteme aus. Die CO2-Emissionen, die durch die Wärmeerzeugung im Jahr 2019 in Metzingen entstanden, beliefen sich auf 66.000 Tonnen. Der größte Anteil der Emissionen fiel im Wohnsektor an. Etwa 6% der CO2-Emissionen entfielen auf die kommunalen Gebäude.

Im zweiten Schritt wurde eine Potenzialanalyse durchgeführt. Diese umfasste einerseits die Ermittlung von erneuerbaren Erzeugungspotenzialen im Wärme- sowie Strombereich in Metzingen, andererseits wurden Energieeinsparpotenziale durch Sanierungsmaßnahmen untersucht.

Bei der Stromerzeugung besteht großes Potenzial im Ausbau von Photovoltaik auf Dach- und Freiflächen sowie an Straßenrändern und als Parkplatzüberdachungen. Die Stromerzeugung durch Windkraft weist dagegen ein geringeres Potenzial auf.

Aufgrund hoher Wärmebedarfsdichten liegt in Metzingen eine hohes Wärmenetzpotenzial vor. Als lokale erneuerbare Quellen zur Wärmeerzeugung kommen die Nutzung von Abwärme aus Industriebetrieben sowie die Nutzung von Abwasserwärme in Frage. Ebenfalls könnte oberflächennahe und im südöstlichen Teil Metzingens mitteltiefe Geothermie genutzt werden. Außerdem kann das lokal verfügbare Energie- und Restholz zur Wärmeerzeugung eingesetzt werden.

Klimaneutrales Zielszenario

Auf Grundlage der Bestands- und Potenzialanalyse wurde ein Zielszenario für das Jahr 2040 erstellt. In diesem Szenario werden im Zieljahr 2040 ca. 50 % der Wärmeversorgung durch Wärmenetze erfolgen, gefolgt von ca. 37 % durch Luft- bzw. Erdwärmepumpen und ca. 12 % durch Pelletheizungen mit Solarthermie-Unterstützung. Die Ergebnisse des Zielszenarios sind für verschiedene Teilgebiete Metzingens in 30 Teilgebietssteckbriefen aufgeführt.

Wärmewendestrategie

Die Wärmewendestrategie zeigt auf, wie die Umstellung der Wärmeversorgung bis zum Jahr 2040 anhand sechs konkreter Maßnahmen, mit deren Umsetzung innerhalb der nächsten fünf Jahre begonnen wird, gelingen kann. Zudem wird deutlich, dass darüber hinaus zahlreiche weitere Maßnahmen bis zum Zieljahr umgesetzt werden müssen.

Aufgrund der hohen Wärmenetzeignung in Metzingen beziehen sich vier Maßnahmen auf den Bau von Wärmenetzen. Die anderen zwei Maßnahmen beinhalten den Ausbau bzw. die Erschließung von erneuerbaren Erzeugungspotenzialen in Metzingen. Folgende konkrete Maßnahmen beinhaltet die kommunale Wärmeplanung:

  • Transformation und Erweiterung Wärmenetz im Stadtteil Neugreuth
  • Machbarkeit und Neubau Wärmenetz im Industriegebiet Längenfeld
  • Machbarkeit und Neubau Wärmenetz in der Innenstadt
  • Machbarkeit und Neubau Wärmenetz in Neuhausen
  • Erste Schritte zur Nutzung des Potenzials hydrothermaler Geothermie
  • Zubau Photovoltaik auf Freiflächen und entlang geeigneter Verkehrsinfrastruktur

Breite Akteursbeteiligung

Im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung wurden verschiedene Formate der Akteursbeteiligung durchgeführt. Zum einen fanden regelmäßige Arbeitsgruppentreffen mit Beteiligten aus der Stadtverwaltung, den Stadtwerken Metzingen und der KlimaschutzAgentur des Landkreises Reutlingen statt, zum anderen wurde eine Unternehmensumfrage in Kooperation mit der städtischen Wirtschaftsförderung durchgeführt. Darüber hinaus fand im Frühjahr 2023 ein Workshop mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadt, der Stadtwerke Metzingen sowie des Eigenbetriebs Wohnungswirtschaft Metzingen (EWM), der Klimaschutzagentur, des Arbeitskreises Klima und Energie Metzingen (als fachliche Beteiligung der Bürgerschaft) und des Lenkungskreises Klimaschutz statt.

Erste prioritäre Maßnahmen sind bereits angelaufen. Für eine der konkret umzusetzenden Maßnahmen - das Wärmenetz im Gewerbegebiet Längenfeld - wird zurzeit eine Machbarkeitsstudie erstellt. Darüber hinaus sind bereits weiterführende Untersuchungen zur Nutzung von mitteltiefer Geothermie in Metzingen gestartet.


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